Den Wunsch nach mehr Freizeit wird immer größer unter Deutschlands Arbeitnehmer:innen. Die Beschäftigung in Teilzeit steigt immer weiter. Flexible Arbeitsmodelle sind schwer im Trend. Für viele Frauen ist eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie seit Jahren ein großes Thema, doch auch immer mehr Männer übernehmen Care-Arbeit und legen deshalb Wert auf einen familienfreundlichen Arbeitgeber.
Flexible Arbeitsmodelle wie das Jobsharing sind daher schwer im Trend. Es gibt mittlerweile spezielle Jobvermittlungsseiten wie Jobtwins, die genau solche Jobsharing Stellen vermitteln.
Teilzeit ist in Deutschland bereits ein beliebtes Modell. Zeit also, den Fokus auf Jobsharing zu legen und sich dessen vielen Möglichkeiten zunutze zu machen. Wir zeigen euch, wie!
Was bedeutet Jobsharing?
Definition:
Das Modell Jobsharing kam in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA als Mittel zur Förderung von Frauen auf. Als diese immer mehr ins Berufsleben einstiegen, fiel es schwerer, das Berufsleben mit der Care-Arbeit im Privatleben zu verbinden. Beim Jobsharing teilen sich mehrere Personen die gleiche Stelle. Dadurch können einzelne Personen entlastet und ihre Arbeitszeit verkürzt werden.
Mittlerweile ist Jobsharing in vielen Ländern ein anerkanntes Modell. Aus den USA breitete es sich nach Europa aus, besonders in Großbritannien ist das Modell häufig vertreten. Deutschland bildet in Europa eher das Schlusslicht laut einer Arbeitsmarktstudie von 2014. Genaue Zahlen, wie viele Unternehmen in Deutschland Jobsharing anbieten, gibt es nicht.
Fest steht: Es könnten mehr sein. Denn Jobsharing bietet vielerlei Vorteile, die wir uns hierzulande zunutze machen können. Es könnte auch das in Deutschland sehr vertretene Teilzeitmodell ablösen.
Unterschied von Jobsharing und Teilzeit:
Wer Teilzeit arbeitet, besetzt eine eigene Stelle in einer reduzierten Stundenanzahl. Die Verantwortung für den Aufgabenbereich dieser Position liegt also weiterhin alleine bei ihnen.
Beim Jobsharing hingegen wird die gleiche Stelle besetzt. Es gibt verschiedene Modelle, die eine flexible Zeiteinteilung nach Absprache ermöglichen. Aufgaben werden zusammen bearbeitet oder untereinander aufgeteilt und die Verantwortung für den Aufgabenbereich liegen bei allen beteiligten Personen.
Welche Jobsharing-Modelle gibt es?
Beim klassischen Jobsharing teilen sich mehrere (in der Regel zwei Mitarbeitende) eine Vollzeitstelle und teilen die Aufgaben und Arbeitszeit gleichmäßig unter sich auf.
Beim sogenannten Job Tandem werden die Aufgaben weniger untereinander aufgeteilt, sondern oftmals gemeinsam erledigt. Die Zusammenarbeit ist hier also noch enger.
Mitarbeiter:innen im Top-Sharing teilen sich gemeinsam eine Führungsposition. Die personelle und strategische Verantwortung tragen beide gleichermaßen. Ein gutes Beispiel hierfür gibt es in der Firma Beiersdorf.
Es ist auch möglich, im Jobsharing Job-Rotationen durchzuführen. Dabei wechseln die Mitarbeiter:innen in regelmäßigen Abständen ihre Aufgaben und lernen so beide Aspekte ihrer Position gut kennen.
Das Job-Splitting wird in diesem Zusammenhang auch oft genannt, ist aber eigentlich kein klassisches Jobsharing. Hier wird eine ehemalige Vollzeitstelle in mehrere Teilzeitstellen aufgeteilt und die Mitarbeiter:innen erhalten auch eigene Teilzeitverträge. Eine eigene Zusammenarbeit ist nicht unbedingt notwendig.
Gründe, warum sich Mitarbeiter:innen eine Arbeitsplatzteilung wünschen:
- Verbesserte Work-Life-Balance: Wie oben schon angesprochen, ist der Wunsch nach Flexibilität und Freizeit einer der Hauptgründe für die Verringerung der Arbeitszeit. Das Jobsharing ermöglicht ihnen viele Freiheiten.
- Gesundheitliche Gründe: Menschen, die mit körperlichen oder mentalen Handicaps zu kämpfen haben, können sich entlastet fühlen, wenn sie ihren Arbeitsplatz und die damit verbundene Verantwortung teilen können.
- Vertretungssicherheit: Mitarbeiter:innen in Jobsharing-Modellen sind weniger gestresst, wenn sie geplant oder ungeplant für längere Zeit ausfallen. Sie haben ihre Partner:innen als Sicherheit, die ihre Aufgaben in dieser Zeit übernehmen können.
- Auf Stärken konzentrieren: Nicht immer liegen einem alle Aufgaben einer Stelle. Bei einer Aufteilung kann man persönliche Stärken berücksichtigen und den Fokus eher auf Aufgaben legen, in denen man wirklich glänzt. So erreicht man gemeinsam bessere Ergebnisse.
- Zeit für Weiterbildung: Der Wunsch nach Weiterbildung ist – gerade bei jüngeren Mitarbeiter:innen – hoch. Wer neben dem Beruf beispielsweise ein Fernstudium absolvieren möchte, hat dafür durch die Reduzierung der Arbeitszeit mehr Ressourcen dafür übrig.
Jobsharing Vorteile für Arbeitgeber:
Mehr Chancen als Risiken! Für Arbeitgeber überwiegen die Vorteile des Jobsharings. Hier sind mögliche Beispiele, wie Jobsharing euer Unternehmen voranbringen kann:
- Ausfallsicherheit: Da es sich um eine Stelle handelt, die von mehreren Personen besetzt ist, fällt der ganze Bereich nicht bei Ausfall einer einzelnen Person weg.
- Mitarbeitermotivation: Durch die verbesserte Flexibilität sind viele Mitarbeiter:innen motivierter und zufriedener mit ihrem Arbeitgeber. Die Reduzierung der Arbeitszeit kann – entgegen der noch weit verbreiteten Meinung – sogar zu einer Produktivitätssteigerung führen.
- Arbeitgeberattraktivität: Die offene Kommunikation von Jobsharing-Stellen kann neue, talentierte Bewerber:innen anziehen.
- Inklusionsförderung: Jobsharing Modelle fördern Frauen, aber auch Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, die keine Vollzeitstelle antreten könnten.
- Kreativitätssteigerung: Wenn Menschen einen Teil ihrer Aufgaben abgeben können und entspannter im Arbeitsalltag sind, erhöht sich oftmals die Kreativität.
- Nachfolgeplanung: Wenn die Übergabe einer Stelle bald bevorsteht, kann das Jobsharing-Modell ideal sein, weil ältere oder erfahrene Mitarbeiter:innen dabei ihr Wissen bereits „on the job“ an ihre Nachfolger:innen weitergeben können.
Mögliche Nachteile eines geteilten Arbeitsplatzes:
Natürlich erfordern Jobsharing Modelle einen gewissen Aufwand in der Einführung. Dabei sind organisatorische wie rechtliche Aspekte zu beachten. Eventuell können auch höhere Lohnkosten auf das Unternehmen zukommen, wenn sie zwei oder mehr Mitarbeiter:innen bezahlen müssen.
Auch das Konfliktrisiko kann höher sein, wenn Jobsharing Partner:innen nicht miteinander harmonieren. Das zeigt sich jedoch meist erst im Arbeitsalltag. Die Kommunikation spielt eine zentrale Rolle, denn im Jobsharing müssen viele Absprachen getroffen werden, um eine reibungslose Zusammenarbeit zu garantieren.
So führt ihr Jobsharing in eurem Unternehmen ein:
Es gibt ein paar wichtige Schritte, die ihr auf jeden Fall befolgen solltet, um Jobsharing erfolgreich in eurem Unternehmen umzusetzen. Die Umsetzung ist dabei klassisch Aufgabe der Personalabteilung.
1. Bedarfsermittlung
Bevor ihr Jobsharing einführt, stellt sich natürlich die Frage: „Braucht’s das überhaupt?“ Der Bedarf entscheidet sinnvollerweise über das gewählte Modell – wenn gar kein Bedarf besteht, eignet sich möglicherweise sogar gar kein Jobsharing Modell in eurem Unternehmen.
2. Auswahl der Jobsharing-Partner:innen
Je nachdem, welche Mitarbeiter:innen Interesse am Jobsharing bekunden, ist es die Aufgabe der Personaler:innen, die bestmögliche Zusammenstellung zu gewährleisten. Durch verschiedene Gespräche und kleine Aufgaben testet ihr am besten, wer mit wem am ehesten harmoniert.
3. Aufgaben und Arbeitszeiten festlegen
Essenziell im Jobsharing ist die klare Definition der Zuständigkeiten unter den Partner:innen. Auch die Arbeitszeiten sollten abgesprochen und schriftlich festgehalten werden. Meistens arbeiten Jobsharer:innen versetzt, damit ihre Stelle immer besetzt ist. Eine gewisse Überschneidung ergibt oftmals dennoch Sinn, um den Austausch zu gewährleisten.
4. Jobsharing Vertrag
Natürlich muss alles Besprochene vertraglich festgehalten werden. Da es sich beim Jobsharing nicht um Teilzeit handelt, gibt es bestimmte Punkte im Arbeitsrecht, die ihr beachten müsst. Dann kann’s eigentlich schon losgehen!
5. Kommunikation im Unternehmen
Um Missverständnissen und Nachfragen vorzubeugen, solltet ihr intern die Einführung des Jobsharings kommunizieren. Aber auch nach außen hin ist es sinnvoll, beispielsweise bei neuen Stellenausschreibungen, um eure Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen.
6. Feedback
Gerade nach der Einführung solltet ihr euch regelmäßig Feedback einholen. Wie gut kommt das Jobsharing an? Passt das gewählte Jobsharing Modell und erfüllt es die Wünsche der Mitarbeiter:innen? Wird es im ganzen Team gut aufgenommen? Solche Fragen könntet ihr stellen, um euren Jobsharing-Prozess bei Bedarf zu verbessern.
Fazit
Jobsharing ist ein vielfältiger Trend, der viele Chancen bietet – für Arbeitnehmer:innen wie für Arbeitgeber. Selbstverständlich lässt sich ein neues Arbeitsmodell nicht ohne einen gewissen Aufwand einführen, doch die Vorteile überwiegen klar. Viele Mitarbeiter:innen wünschen sich eine Reduzierung der Arbeitszeit und Jobsharing kann eine vorteilhafte Lösung für beide Seiten sein statt des klassischen Teilzeitmodells. Die Auswahl an Jobsharing Modellen ermöglicht es, die beste Lösung für alle zu finden.
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