Fake it ‘til you make it – Wie ihr Lügen im Lebenslauf erkennt

Mehr als jede zweite Person in Deutschland hat im Lebenslauf schon mal gelogen. Lest hier, wie ihr Lügen erkennt und ehrlichere Bewerbungen erhaltet.




Mehr als die Hälfte aller Deutschen lügen in ihrem Lebenslauf. Das ergab eine neue Studie: von 3000 Befragten gaben knapp 60 % an, in ihrer Bewerbung schon einmal gelogen zu haben. Ein trauriger Trend, denn eine Fehlbesetzung kostet Unternehmen in der Regel viel Zeit und Geld. Auf Google findet man mittlerweile regelrechte Anleitungen, wie man im Lebenslauf so geschickt lügen kann, dass es Personaler:innen (angeblich) nicht auffällt. Es gibt Einschätzungen und Diskussionen, wie viele Lügen moralisch vertretbar sind. 

Für die Unternehmen kommt es dann häufig zum großen Schreck, wenn sie in den ersten Wochen – oder im schlimmsten Fall erst nach der Probezeit – feststellen, dass das neue Supertalent gar nicht so begabt ist wie versprochen. Fehlbesetzungen bedeuten eine Menge Arbeit für Personaler:innen, denn nun beginnt der ganze Einstellungsprozess wieder von vorne. Wieder steht eine Einarbeitung an, während die eigentliche Arbeit weiterhin liegen bleibt. Damit euch das nicht passiert, geben wir euch heute 3 Tipps an die Hand, wie ihr Lügen im Lebenslauf frühzeitig erkennen könnt. 

Sind Lügen im Lebenslauf strafbar?

Was ganz klar strafbar ist, ist Urkundenfälschung. Noten in Zeugnissen zu ändern oder Zertifikate von Abschlüssen zu fälschen, die nie erlangt wurden, ist ganz eindeutig Betrug und wird schwer geahndet. 

Am häufigsten lügen die Bewerber:innen laut Studie aber bei ihren Kompetenzen. Da dies teilweise Anforderungen sind, die sich nicht in Zahlen messen lassen, kann man hierfür niemanden bestrafen. Wenn der/die Bewerber:in hervorragende Excel-Kenntnisse verspricht, dann aber an den einfachsten Formeln scheitert, ist das für ein Unternehmen mehr als ärgerlich. Man muss dann damit rechnen, noch in der Probezeit wieder entlassen zu werden, wenn die Lügen zu gravierend sind. Viele Bewerber:innen hoffen wohl darauf, mit ihren Lügen durchzukommen, da eine Neueinstellung für ein Unternehmen häufig ein größerer Aufwand ist, als die Person entsprechend einzuarbeiten. Fair ist es auf alle Fälle nicht. 

4 Tipps, wie ihr Lügen im Lebenslauf erkennen könnt

Lügen Lebenslauf

1. Probearbeitstag

Das Wort sagt es letztlich schon: diese Lösung ist dafür da, eure Bewerber:innen auf die Probe zu stellen. Bevor ihr eine Position besetzt, bittet eure:n Favorit:in zu einem Probearbeitstag. Hier könnt ihr testen, was die Person wirklich drauf hat und reale Arbeitssituationen simulieren. Testet besonders die Kompetenzen, die für die Stelle wirklich wichtig sind. Oft lässt sich schon direkt nach wenigen Klicks erkennen, wie gut die Personen wirklich mit Programmen umgehen können. Wer im Lebenslauf verhandlungssichere Sprachkenntnisse angibt, sollte eigentlich kein Problem damit haben, einem in dieser Sprache gehaltenen Meeting beizuwohnen und zu beteiligen.

2. Praxistests

Ähnlich wie bei einem Probearbeitstag führt man hier bereits vor oder nach dem Vorstellungsgespräch Tests durch, die euch verraten, ob eure Bewerber:innen möglicherweise ein bisschen erfinderisch gewesen sein könnten. Mit Rollenspielen lassen sich realistische Alltagssituationen simulieren; hier könnt ihr gleich noch einen guten Eindruck vom Verhalten der Person bekommen. Mit schriftlichen Fragebögen kann ihr mit Multiple-Choice-Fragen oder Lückentexten Grundwissen für die Besetzung eurer Stelle erfragen. Schummeln ist vor Ort nicht möglich.

3. Offene Fragen stellen

Ihr könnt auf zusätzliche Tests auch verzichten und eure Vorstellungsgespräche verbessern. Plant direkt 10 Minuten ein, in denen ihr offene Fragen stellt. Ihr könnt hierbei ähnliche Fragen wie in einem schriftlichen Test nutzen oder ihr lasst das Ganze subtiler einfließen. Vermeidet „Ja/Nein“-Fragen, sondern versucht, konkrete Antworten zu bekommen. Eine Frage wie „Können Sie mit diesem Programm umgehen?“ lässt eine Lüge nur allzu leicht zu, ein einfaches Ja genügt. Man hat ja schon mal ins Programm geguckt und die restlichen Funktionen erlernen sich sicherlich ganz von alleine. „Welche komplexen Aufgaben haben Sie mit diesem Programm schon gelöst?“ oder „Welche Fortschritte haben Sie im Umgang mit diesem Programm in ihrer letzten Tätigkeit gemacht?“ verraten euch schon eher, ob die Person das benötigte Tool auch wirklich ausreichend beherrscht.

4. Angaben überprüfen

Nutzt jede Möglichkeit, die ihr habt, um herauszufinden, ob es sich im vorliegenden Lebenslauf um Falschangaben handelt. Decken sich die Kompetenzen mit den Aufgaben, die ehemalige Arbeitgeber:innen in Arbeitszeugnissen formuliert haben? Scheint es aus dem bisherigen Lebenslauf der Person überhaupt realistisch, dass sie über all diese Kompetenzen verfügen kann? Wenn euch hier etwas seltsam erscheint, ist es immer noch üblich, sich persönlich bei der/dem ehemaligen Arbeitgeber:in zu informieren. Heute kann man auch soziale Netzwerke (wie zum Beispiel LinkedIn) gut nutzen, um die Konsistenz von Lebensläufen gegenzuchecken. 

So animiert ihr eure Bewerber:innen zu mehr Ehrlichkeit:

Lügen Lebenslauf #2

Es herrscht Fachkräftemangel, doch das scheint in vielen Branchen noch nicht angekommen zu sein, wenn man sich die Ansprüche vieler Unternehmen anschaut.  Übertrieben hohe Anforderungen sind ein häufiger Grund, warum Bewerber:innen das Gefühl bekommen, ihren Lebenslauf aufzubessern zu müssen, um auf dem Arbeitsmarkt überhaupt eine Chance zu haben. Gerade Berufseinsteiger:innen verzweifeln oft, wenn in jeder Ausschreibung mindestens 5 Jahre Berufserfahrung gefordert werden. 

Geht doch mal eure aktuellen Ausschreibungen durch und überlegt, ob wirklich alle dort genannten Punkte essenziell sind und in dem beschriebenen Maße vorhanden sein müssen, um die Stelle ausüben zu können. Sind die sehr guten Englischkenntnisse dringend erforderlich, wenn mit den Kund:innen durchgängig Deutsch gesprochen wird? Braucht es wirklich 5 Jahre Berufserfahrung für eine Junior-Stelle? 

Ein guter Lösungssatz ist zum Beispiel die Einteilung in „Must-Haves“ und „Nice-to-Haves“. So zeigt ihr ganz klar, was eure Bewerber:innen für die Stelle auf jeden Fall mitbringen müssen, ermutigt sie aber auch sich zu bewerben, selbst wenn sie nicht alle „Nice-to-Haves“ erfüllen. Kann man 2 von 3 geforderten „Nice-to-Haves“ nicht vorweisen, klingt das nämlich gleich weniger schlimm, als wenn man 2 von 5 Mindestanforderungen nicht erfüllt.

Kommuniziert direkt in euren Stellenausschreibungen, dass ihr einen Probearbeitstag erwartet oder einen Kompetenztest im Vorstellungsgespräch durchführen wollt. So schließt ihr Bewerber:innen, die versuchen ohne nennenswerte Kenntnisse, dafür aber mit Lügen an die Stelle zu kommen, direkt aus. 

Fazit

Lügen Lebenslauf #1

Die Ergebnisse neuester Studien sind ein Appell an alle Personaler:innen: Schraubt eure Erwartungen zurück und testet eure Bewerber:innen besser. Qualitative Vorstellungsgespräche und Probearbeitstage vermindern die Chance, eine:n Bewerber:in einzustellen, die ihren Lebenslauf etwas aufgebessert hat. Utopische Erwartungen in Stellenausschreibungen und absurd lange Bewerbungsprozesse sind einer der häufigsten Gründe, warum Bewerber:innen sich gezwungen fühlen, zu lügen, um überhaupt eine Chance für die gewünschte Position zu bekommen. Umso realistischer ihr eure Mindestanforderungen haltet und ihr eure Bewerber:innen testet, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihr Lügen im Lebenslauf identifizieren könnt.


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