Homeoffice ist für viele Arbeitnehmer:innen in Deutschland vom Privileg zur Selbstverständlichkeit und ein entscheidender Faktor bei der Wahl des/der Arbeitgeber:in geworden. Unternehmen sehen sich geradezu gezwungen, diesem Wunsch nachzukommen, um Mitarbeiter:innen zu gewinnen und langfristig zu halten – auch, wenn manche Führungskräfte Homeoffice immer noch kritisch gegenüberstehen.
Ihre Sorge: Was passiert, wenn die Arbeitsleistung zu Hause deutlich geringer als vor Ort ausfällt? Wie geht man als Führungskraft mit Low Performance im Homeoffice um?
Vorab: Studien zeigen keine prinzipielle Minderleistung im Homeoffice. Aber es kann Ausnahmen von Low Performern im Homeoffice geben.
Wir zeigen euch heute, woran die Minderleistung eurer Mitarbeiter:innen liegen kann und was ihr als Führungskraft tun könnt, um eure Mitarbeiter:innen wieder zu motivieren. Denn: eine Kündigung sollte der letzte Schritt bleiben.
Definition: Ab wann spricht man von Low Performance?
Arbeitsrechtlich spricht man dann von Low Performance, wenn vertraglich festgelegte Arbeitsaufgaben nicht erfüllt werden oder die Leistung stark hinter den festgelegten Erwartungen zurückbleibt. Häufige Anzeichen für Low Performance sind nicht eingehaltene Deadlines, Verspätungen, Fehler in der Arbeit oder wenig Interesse an Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
Bei manchen Mitarbeiter:innen treten diese Symptome aber nicht immer auf. Vor Ort im Büro arbeiten sie teils hoch engagiert und effektiv – nur die Arbeitsleistung zu Hause lässt zu wünschen übrig. Doch das ist für Arbeitgeber:innen oft gar nicht so leicht zu belegen. Der richtige Umgang ist entscheidend, um wieder die nötige Motivation hervorzurufen.
Arbeitsrechtlich: Was kann man bei Low Performance im Homeoffice tun?
Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice. Wenn nicht anders vertraglich festgehalten, haben Arbeitgeber:innen jederzeit die Entscheidungsmacht darüber, ihre Mitarbeiter:innen zurück ins Büro zu holen.
Auch wenn das nicht gerade empfehlenswert ist, da viele Mitarbeiter:innen darauf mit Unzufriedenheit und Kündigung reagieren könnten. Eine einvernehmliche Vereinbarung über eine Aufstockung der Präsenztage könnte die Mitarbeiter:innen deutlich eher motivieren, zurück ins Büro zu kommen.
Ursachen für Low Performance im Homeoffice:
Wir sprechen in diesem Beitrag ausschließlich von Mitarbeiter:innen, die nur im Homeoffice eine Minderleistung erbringen. Denn meistens sind die Gründe hierfür andere, als bei allgemeinen Low Performern, also Mitarbeiter:innen, die immer – unabhängig vom Arbeitsort – lediglich eine Mindestleistung an Arbeit erbringen und hinter den Erwartungen zurückbleiben. Denn wenn Mitarbeiter:innen vor Ort engagiert sind und nur zu Hause wenig arbeiten, sind die Ursachen meist andere.
Einigen Mitarbeiter:innen fällt es schwer, ihre Aufgaben aus Privat- und Arbeitsleben im Homeoffice zu trennen. Sie sind schnell abgelenkt von ihrem Haushalt und können sich einfach nicht auf ihre Arbeit konzentrieren. Häufig werden sie von ihrem Umfeld gestört und abgelenkt, weil das Erfüllen der Care-Arbeit von ihnen erwartet wird. Unvorhergesehene Unterbrechungen durch die Kinderbetreuung oder Pflege von Familienangehörigen etwa können den Arbeitsalltag stören. Unterstützung bei Betreuungen kann eure Mitarbeiter:innen entlasten.
Ein unzureichend eingerichteter Arbeitsplatz kann sich negativ auf die Produktivität von Mitarbeiter:innen im Homeoffice auswirken. Fehlende ergonomische Einrichtung, eine schlechte Internetqualität oder ein lautes Arbeitsumfeld beeinträchtigen stark die Arbeitsleistung. Unternehmen können ihren Mitarbeiter:innen eine Ausstattung für das Homeoffice oder einen entsprechend eingerichteten und jederzeit verfügbaren Arbeitsplatz im Büro anbieten.
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Schlechtes Selbstmanagement
Manche Mitarbeiter:innen brauchen starke Vorgaben und eine Form von Kontrolle, um effektiv arbeiten zu können. Homeoffice erfordert Selbstdisziplin und ein eigenes, gutes Zeitmanagement. Ihr könnt mit euren Mitarbeiter:innen eine geeignete Homeoffice-Strategie erarbeiten und sie in Priorisierung und Zeitmanagement coachen.
Wie geht ihr als Führungskraft richtig mit Low Performern um?
Solltet ihr feststellen, dass eine eurer Mitarbeiter:innen im Homeoffice deutlich unter der Erwartungshaltung zurückbleibt, ist Handeln erforderlich.
Wie der vorherige Punkt zeigt, gibt es verschiedene Gründe, warum Menschen im Homeoffice eine Minderleistung zeigen. Versucht durch offene Gespräche und Feedback, eure Mitarbeiter:innen darauf aufmerksam zu machen und herauszufinden, woran ihre Low Performance liegen kann. Wenn ihr nicht klar eure Erwartungshaltung definiert, wird sich keine Besserung einstellen.
Doch meistens ist es schwierig, diese Low Performance überhaupt erst einmal zu definieren. Unser Geschäftsführer Jascha würde mit der Situation so umgehen, dass er zusammen mit dem/der betreffenden Mitarbeiter:in 1–2 Ziele festlegt, um überhaupt die Leistung daran festmachen zu können.
“Sollte sich abzeichnen, dass offensichtlich an Home Office-Tagen diese Ziele leiden, sollte man das Thema einfach offen ansprechen und nachfragen, was die Person benötigt, um im Homeoffice dieselbe Leistung zu bringen wie im Büro. Vielleicht fehlt das passende Equipment oder sie teilt sich die eigenen Aufgaben ungünstig ein. Ein Lösungsansatz wäre beispielsweise, die Aufgabenbereiche der Person danach aufzuteilen, an welchem Ort sie diese besser erledigen kann und ihren Kalender entsprechend zu organisieren.“
Fazit
Homeoffice ist nicht immer so toll, wie es den Anschein macht. Manche Menschen können mit der Freiheit und dem Vertrauen nicht umgehen. Nicht alle Mitarbeiter:innen können im Homeoffice effektiv arbeiten. Schlechte Selbstdisziplin und mangelndes Zeitmanagement sind häufig der Grund. In Anbetracht der Gleichbehandlung ist es hier für Führungskräfte besonders schwierig, den richtigen Umgang mit diesen Mitarbeiter:innen zu wählen.
Aber: Low Performer schaden nun einmal dem Unternehmen. Es müssen also gemeinsam Lösungen gefunden werden, auch wenn diese vielleicht eine (teilweise) Rückkehr ins Büro erfordert. Aber auch eine gute Homeoffice-Strategie kann oft schon zu neuer Motivation verhelfen. Eine Kündigung sollte definitiv der letzte Schritt sein.
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