Bei Barrierefreiheit denken die meisten Menschen an Aufzüge und Rollstuhlrampen. Sind diese im Unternehmen vorhanden, ist es barrierefrei … oder etwa nicht? Nein, denn das Thema geht viel tiefer. Es gibt mehr als nur räumliche Barrieren, die überwunden werden müssen und die unbedingt in der Personalarbeit eines jeden Unternehmens angegangen werden müssen. In einer modernen Welt, wie die, in der wir leben, sollte es doch möglich sein, Barrieren aller Art zu überwinden und Menschen nicht aufgrund ihrer Handicaps auszuschließen. Denn nur durch Barrieren entstehen aus Beeinträchtigungen Behinderungen. Barrierefreiheit bedeutet Inklusion. Und das ist eine wichtige Aufgabe in der Personalarbeit.
Doch leider gibt es in der Realität immer noch genug Unternehmen, die sich nicht von selbst darum bemühen, ihre Arbeitsplätze barrierefrei zu gestalten. „Das geben unsere Räumlichkeiten nicht her, das ist baulich nicht möglich“, heißt es dann oft. Dabei wird allzu oft nicht bedacht, dass es noch weitere Beeinträchtigungen gibt als eine Gehbehinderung und jede von ihnen unterschiedliche Maßnahmen erfordert. Es gibt also genug Möglichkeiten, genug Barrieren, die es zu bewältigen gibt. Und welche das sind, verraten wir euch heute.
Welche Arten von Barrierefreiheit es überhaupt gibt, die es zu überwinden gilt und wie ihr diese barrierefrei gestalten könnt, verraten wir euch. Welche Vorteile ihr als Unternehmen sogar davon habt, barrierefreie Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, erfahrt ihr beim Weiterlesen. Viel Spaß!
Kommen wir zuallererst zum wichtigsten Punkt, nämlich: Barrierefrei bedeutet nicht ausschließlich rollstuhlfreundlich. Arbeitsplätze so zu gestalten, dass Rollstuhlfahrer:innen und Menschen mit Gehbehinderungen sie mühelos erreichen können, ist nur ein Teil von barrierefreier Personalarbeit. Was ist zum Beispiel mit Menschen, die nicht hören können? Für sie ist es kein Problem, den Arbeitsplatz im 3. Stock über eine Treppe zu erreichen, sie kämpfen mit ganz anderen Barrieren.
Generell gilt es physische, visuelle, auditive und kognitive Beeinträchtigungen zu beachten. Diese können sich auf die Gestaltung des Arbeitsplatzes, die Nutzung von Arbeitsmaterialien und Softwares oder die Kommunikation auswirken.
Die Aufgabe der Personalarbeit ist es daher, jede Beeinträchtigung in Betracht zu ziehen und Lösungen zu finden, damit alle Mitarbeiter:innen ihre Arbeitsplätze problemlos erreichen und nutzen können und so ihr volles Potenzial aus sich herausholen können. Und zwar nicht nur, wenn es gesetzlich vorgeschrieben wird, sondern aus eigenem Antrieb, um das Unternehmen modern und inklusiv zu gestalten.
Ab dem 28. Juni tritt das Barrierefreiheitsstärkungsesetz in Kraft, von dem deutlich mehr Unternehmen als aktuell betroffen sein werden. Dieses verpflichtet neben öffentlichen Stellen auch weitere Wirtschaftsakteur:innen, ihre Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten. Daher bieten sich die kommenden zwei Jahre als eine wunderbare Gelegenheit, sich durch inklusive Personalarbeit bereits intern auf dieses Thema einzustellen.
Von den eben genannten Arten von Barrierefreiheit, wäre es doch am besten, so viele wie möglich davon im eigenen Unternehmen umzusetzen. Dafür muss man wissen, wie man Barrierefreiheit gestalten könnte und das zeigen wir euch jetzt:
Okay, das Offensichtliche zuerst: Räumliche Barrierefreiheit bildet den Grundstein für Inklusion. Ist es für Menschen mit Beeinträchtigungen nicht möglich, ihren Arbeitsplatz zu erreichen, können sie nicht vollständig am Arbeitsleben teilnehmen.
„Studien ergeben, dass barrierefreie Räumlichkeiten für zehn Prozent der Bevölkerung unentbehrlich sind, für 40 Prozent notwendig und für die gesamte Bevölkerung komfortabel und ein wichtiges Qualitätsmerkmal.“¹
Viele Menschen – auch ohne direkte Behinderungen – sind beeinträchtigt und auf barrierefreie Räumlichkeiten angewiesen. Zumindest temporär kann davon fast jeder Mensch betroffen sein, aber auch Schwangere sowie Kinder oder ältere Personen profitieren von Barrierefreiheit ebenfalls. Inklusion bedeutet eben, alle Menschen in jeder Situation einzubinden.
Wenn ihr euch unsicher seid, wie barrierefrei euer Unternehmen bereits ist oder welche Bereiche eures Arbeitsplatzes davon betroffen sind, findet ihr hier eine Checkliste. Wenn ihr diese abarbeitet und euch möglicher räumlicher Barrieren bewusst werdet, habt ihr bereits einen ersten Schritt hin zur inklusiven Personalarbeit getan und erhaltet einen guten ersten Überblick, wo ihr mit Maßnahmen ansetzen könnt.
Hiervon sind Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen, Sprachproblemen oder kognitiven Beeinträchtigungen betroffen. Treten diese in einem Unternehmen möglicherweise sogar in Kombination auf, kann es für Personaler:innen teils schon ganz schön kniffelig werden, eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden.
Aber es ist möglich. Es gibt eine Menge Tools, die Menschen mit Beeinträchtigungen einen Arbeitsalltag ermöglichen, sogenannte Unterstützungstechnologie. Dazu zählen Screenreader, Vergrößerungssoftwares, Spracheingaben oder Bildschirmtastaturen. Alle gängigen Videokonferenz-Tools wie Zoom, Google Meet oder Microsoft Teams bieten Live-Untertitel und Transkriptionen an.
Spätestens mit dem kommenden Barrierefreiheitsstärkungsgesetz werden viele Websites barrierefrei werden. Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass digitale Angebote von jedem Menschen genutzt werden können. Egal, ob mit oder ohne Behinderung. Für Personaler:innen kann diese Umstellung bereits jetzt schon wirkungsvoll sein, nämlich im Recruiting, wenn ihr eure Karriereseite barrierefrei gestaltet. Dadurch signalisiert ihr, dass ihr offen seid für Menschen mit Beeinträchtigungen und ermöglicht es ihnen, selbstständig eine Bewerbung einzureichen oder auch einfach nur, sich generell erst einmal über euch zu informieren.
Achtet darauf, barrierefreie HR-Softwares einzusetzen, um ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen. Diese Softwares ermöglichen es Mitarbeiter:innen mit Beeinträchtigungen, alle Funktionen und Tools selbstständig zu nutzen. So können sie eigenständig ihren Urlaub einreichen, auf ihre Gehaltsabrechnungen zugreifen oder ihre Arbeitszeit erfassen und sind dabei nicht auf die Hilfe anderer angewiesen.
Je nach Unternehmen gibt es unterschiedlich viele Barrieren, die überwunden werden müssen. Manche Arbeiten sind von Natur aus behindertengerechter als andere. Im Laufe der Zeit können sich auch neue Barrieren für Betroffene entwickeln, beispielsweise durch technische Neuerungen. Barrierefreie Personalarbeit ist ein keine Einmalarbeit, sondern ein stetiger Prozess. Deshalb sollte die oberste Regel gelten, immer Feedback von betroffenen Mitarbeiter:innen einzuholen, um eure Personalarbeit aktuell und inklusiv zu halten. Letztendlich müssen eure Maßnahmen eine wirkliche Erleichterung für eure Mitarbeiter:innen darstellen und so manche nett gemeinte Lösung bietet keine wirkliche Hilfe.
Eine inklusive Unternehmenskultur schaffen heißt eine positive Unternehmenskultur schaffen. Mitarbeiter:innen fühlen sich gesehen und wertgeschätzt, wenn ihr auf ihre individuellen Bedürfnisse eingeht. Das steigert ihre Motivation und Produktion. Zudem können verschiedene Perspektiven die Arbeit eines jeden Teams bereichern. Wenn ihr beispielsweise Produkte oder Dienstleistungen entwickelt, können vielfältigere Perspektiven den Prozess enorm voranbringen. Ihr könntet Mitarbeiter:innen mit Beeinträchtigungen in die Testphase miteinbeziehen, um so herauszufinden, ob euer Angebot in jedem Teil des Prozesses barrierefrei ist und von allen Menschen genutzt werden kann. Und wer weiß, welche geheimen Talente euch vielleicht verborgen blieben, wenn ihr euer Recruiting nicht inklusiv gestaltet?
Zudem stärkt ihr eure Arbeitgebermarke. Auch viele Arbeitnehmer:innen ohne eigene Beeinträchtigung finden es attraktiv, in einem Unternehmen zu arbeiten, dass sich für Inklusion einsetzt. Euer Unternehmen übernimmt soziale Verantwortung und das könnt ihr auch ruhig nach außen hin kommunizieren. Das wirkt sich nicht nur positiv auf euer eigenes Image aus, ihr könnt auch andere Unternehmen aus der Branche mit euren Maßnahmen inspirieren und zum Nachmachen anregen, sodass ihr einen erfolgreichen Einfluss auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes haben könnt.
Es gibt viel, was ihr tun könnt, um eure Personalarbeit inklusiv und barrierefrei zu gestalten. Beginnt am besten damit, mögliche Barrieren in eurem Unternehmen auszumachen und arbeitet am besten mit dem Feedback von Betroffenen zusammen, um die bestmöglichen Lösungen zu finden, um die Barrieren zu überwinden. Wir haben euch bereits Beispiele für räumliche, kommunikative und digitale Barrierefreiheit genannt – jetzt ist es an euch, individuelle Maßnahmen in eure Personalarbeit zu integrieren. Vorteile gibt es schließlich genug, die dafür sprechen. Gemeinsam für mehr Inklusion!
Ihr wollt euren Mitarbeiter:innen etwas Gutes tun, wisst aber nicht, wo ihr anfangen sollt? Mit Benefits.me erhaltet ihr die besten Benefits für eure Mitarbeiter:innen!
¹ https://www.aktion-mensch.de/inklusion/bildung/impulse/barrierefreiheit/raeumliche-barrierefreiheit