Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag von heynanny.
Um Familie und Beruf vereinbar zu machen, müssen wir den gesamten Lebenszyklus berücksichtigen. Pflegeaufgaben fallen in fast allen Lebensphasen an und umfassen mehr als nur die grundlegende körperliche Pflege. Wahrscheinlich möchten wir alle, dass unsere Kinder, Geschwister und Eltern ein aktives Leben führen, neue Anregungen erhalten und Freude sowie Zuneigung erfahren. Besonders im Alter wird dieser wesentliche Aspekt der Pflege jedoch immer seltener.
Etwa 40 Prozent der älteren Menschen leben allein; in Großstädten ist dieser Anteil sogar höher – Tendenz steigend. Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die sich einsam fühlen. Studien haben gezeigt, dass Einsamkeit gefährlicher als viele andere Krankheiten sein kann und in westlichen Gesellschaften sogar die häufigste Todesursache ist.
Für den Einzelnen sind diese Statistiken nicht notwendig. Es genügt, sich die Gefühle vorzustellen, die der Gedanke weckt, dass die eigene Mutter oder der eigene Vater den ganzen Tag alleine zu Hause sitzt. Eine Mischung aus Traurigkeit, Schuldgefühlen und Angst um das Wohl des geliebten Menschen verursacht emotionalen Stress, der nicht nur eine private Angelegenheit ist, sondern auch Unternehmen betrifft.
Die Unterstützung von Mitarbeiter:innen mit Care-Aufgaben darf deshalb nicht bei der Kinderbetreuung aufhören. Unternehmen, die produktive Mitarbeiter:innen wünschen und das ungenutzte Fachkräftepotenzial, insbesondere von Frauen, erschließen wollen, benötigen umfassendere Care-Konzepte. Allein aus unternehmerischen Gründen sollte das Ziel sein, ältere Angehörige von Mitarbeiter:innen so lange wie möglich sozial einzubinden, um körperlichem und seelischem Abbau vorzubeugen. Dadurch verringern Unternehmen proaktiv das Risiko, dass Mitarbeiter:innen ihre Arbeit reduzieren oder ganz ausfallen, weil ihre Eltern pflegebedürftig werden. In Zeiten des Fachkräftemangels wird Pflege zu einem relevanten strategischen Faktor – sowohl in Bezug auf die Produktivität der Mitarbeitenden als auch für die Gewinnung neuer Talente, die genau beobachten, wie Unternehmen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in allen Lebensphasen handhaben. Stichwort: Employer Branding.
Der Soziologe Stefan Schulz, der sich intensiv mit dem demografischen Wandel und dessen Auswirkungen auf das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland befasst, plädiert für neue Verantwortungsgemeinschaften außerhalb traditioneller familiärer Strukturen. Angesichts der dringenden Notwendigkeit, qualifizierte und engagierte Mitarbeiter:innen zu gewinnen und zu halten, müssen Unternehmen Teil des „Dorfes“ werden, in dem Menschen in verschiedenen Lebensphasen füreinander sorgen. Neben Betriebskindergärten und Notfall-Kinderbetreuung könnten sie beispielsweise einen Pool von Seniorenbetreuer:innen aufbauen, auf den Mitarbeiter:innen jederzeit, eigeninitiativ und unabhängig vom Wohnort zugreifen können.
Gleichzeitig sollten sie von Anfang an Bedingungen schaffen, um der wachsenden Vereinsamung in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken und so das Arbeitskräftepotenzial langfristig zu erhöhen:
Dass Menschen Pflegeaufgaben übernehmen, ist eine wesentliche Voraussetzung für das Bestehen von Unternehmen. Dieser Erkenntnis müssen Taten folgen. Unternehmen können Care-Benefits für ihre Mitarbeiter:innen anbieten. Diese dürfen sich nicht auf Kinderbetreuung beschränken, sondern müssen auch die Seniorenbetreuung einschließen.
Der Umgang mit älteren Menschen betrifft uns alle. Ausnahmslos. Auch der kinderlose CEO, der möglicherweise über unterstützende Betreuungsangebote im Unternehmen entscheidet, ist letztendlich eines: der Sohn von jemandem, der höchstwahrscheinlich irgendwann Unterstützung benötigen wird.
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