Neue Bereiche kennenlernen, Unbekanntes meistern und Komfortzonen auch mal auf sozialer Ebene verlassen – nichts, was Alltag im Leben vieler Berufstätiger ist. Manch ein Job bietet ständig Höhen und Tiefen, die anderen fordern – und fördern – vor allem Alltagstrott und Routinen. Keinesfalls negativ. Auf Dauer aber etwas … einengend.
Das Mittel dagegen: Job-Rotation.
Aber was ist denn nun „Job-Rotation“?
Wofür ist es gut? Und gibt es denn auch Nachteile? Das und viel mehr in diesem Blog-Artikel.
Viel Spaß beim Lesen!
„Job-Rotation“: Was ist das?
Unter der Job-Rotation versteht man im Grunde einfach nur das Durchwechseln verschiedener Positionen in verschiedenen Abteilungen eurer Mitarbeiter:innen. Besser bekannt auch von Mechanismen für Praktikanten, Trainees und Berufseinsteiger. Heißt: Person A, die im Marketing arbeitet, soll Erfahrungen im – als Beispiel – Vertrieb machen, um dessen Abläufe besser zu verstehen.
Die Chance: Danach wird Person A wahrscheinlich besser verstehen, wieso bestimmte Prozesse im Vertrieb ablaufen, wie sie ablaufen und kann Lead-Gens darauf abstimmen, bzw. besser durch Copy und Design vorsortieren. Also geht Person A für zwei bis sechs Wochen zu Person B in den Vertrieb und läuft mit. Nach kurzer Zeit bekommt sie eigene Aufgaben und kann sich so vollends in die Aufgabengebiete hineindenken. Wichtig: Person A muss dafür natürlich adäquat eingearbeitet werden, wofür Person B Zeit benötigt. Dazu aber später mehr.
Nach Abschluss dieses „internen Praktikums“ werden die Ergebnisse besprochen und entsprechende, etwaige Änderungen in Angriff genommen. Das Prinzip heißt ja aber nicht „Wechsel“, sondern „Rotation“. Daher kommt jetzt auch Person B zu Person A – oder in eine entsprechend andere Abteilung – und sammelt dort Erfahrungen.
Das Ergebnis: Ein Erfahrungs- und Wissensaustausch, wie er anders nicht möglich wäre.
Doch betrachten wir die Vor- und Nachteile der Job-Rotation in eurem Unternehmen noch einmal genauer.
4 Nachteile der Job-Rotation
1. Routineverlust & kurzfristige Prozessverlangsamung
- Auf kurze Sicht klingt eine Job-Rotation dann gar nicht so sinnvoll. Durch das kurze personelle Durcheinander können nämlich Routinen verloren und Prozess massiv verlangsamt werden. Allein durch die Einarbeitungszeit von mindestens zwei oder drei Tagen schieben sich Tasks auf oder müssen Projekte verlängert werden. Und auch nach Beendigung des Experiments kann es etwas dauern, bis etablierte Prozesse wieder verinnerlicht sind. Es empfiehlt sich also, die Job-Rotation nicht im wichtigsten Quartal anzugehen.
2. Aufwand
- Zudem steht mit einer Job-Rotation ein verhältnismäßig großer Aufwand ins Haus. Die Vorbereitung kostet samt Einarbeitung und Einteilung der Rotationen ein bis zwei Wochen, die Gewöhnung der Mitarbeiter:innen an den „neuen“ Job noch einmal eine Woche und die Nachbereitung mit Wiedereingliederung noch einmal eine Woche. Mindestens drei Wochen also, die sonst für anstehende Projekte genutzt werden könnten, fallen weg.
3. Routinen bei erfahreneren Mitarbeiter:innen
- Junge Menschen, ohne viele Routinen und eigene Prozesse, befürworten die Job-Rotation meist. Es kommt etwas mehr Spannung in den Alltag und die Chance, eine vielleicht noch besser passende Position im Unternehmen zu finden. Bei erfahreneren Mitarbeiter:innen, denen wir hier keinesfalls pauschal fehlende Flexibilität unterstellen wollen, sind Prozesse und Routinen aber schlichtweg mehr im Arbeitsalltag verankert. Dies kann dazu führen, dass die Job-Rotation anstrengender oder aufwändiger wird und mehr Zeit braucht. Das wiederum kann zur Folge haben, dass jüngere Mitarbeiter:innen deutlich mehr rotieren und so nicht alle Mitarbeiter:innen gleichermaßen von dem modernen System profitieren.
- Außerdem stellen gerade erfahrenere Mitarbeiter:innen häufig das personelle Fundament in Sachen wegweisender Entscheidungen – welches dann, für kurze Zeit, ohne akribische Organisation bröckeln könnte. Dafür muss gegebenenfalls eine weitere Lösung gefunden werden.
4. Wenig Erfahrung
- Der letzte Nachteil: Fehlende Erfahrung auf dem Gebiet der Job-Rotation. Gemäß einer nationalen Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) setzen gerade einmal 14 % der mittelständischen Unternehmen in Deutschland das Mittel der Job-Rotation ein. Damit kann eben nicht auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz aufgebaut werden – eigene Wege müssen erst noch erschlossen werden. Und das kostet Zeit.
Insgesamt: Ganz schön großer Aufwand.
Aber vielleicht lohnt er sich ja! Hier die Vorteile.
5 Vorteile der Job-Rotation
1. Betriebsblindheit verhindern
- Betriebsblindheit ist eines der schlimmsten Dinge, das euren Mitarbeiter:innen passieren kann. Daher solltet ihr euer Bestes geben, eben diesen Super-GAU für die Kreativität zu verhindern. Mit der Job-Rotation schafft ihr dafür die Grundlage. Sowohl die fachfremden Mitarbeiter:innen eures Unternehmens können sich mit frischem Wind einbringen, als sich die abteilungszugehörigen Mitarbeiter:innen immer wieder hinterfragen müssen.
- „Wieso haben wir diesen Prozess nochmal eingeführt?“ Eine Frage, die am Ende euren Umsatz und allgemeinen Unternehmenserfolg deutlich zu steigern vermag.
2. Hierarchien aufweichen
- Besonders Hierarchien haben das Potenzial, gute Ideen einzuengen. Durch die Job-Rotation kann es aber „passieren“, dass ein:e Junior plötzlich eine:einer Senior aus einer anderen Abteilung Prozesse und Abläufe erklärt. Für beide ein neuer, aber vor allem prägender Moment. Durch das Entziehen des Alltagstrotts und den Zwang – Zwang im positivsten Sinne – sich selbst und die Prozesse immer wieder zu hinterfragen, entsteht Raum für Kreativität und Neugierde. Dadurch werden eure Führungskräfte „menschlicher“ für untere Ebenen und können am Ende tatsächlich besser „führen“.
- Sinnvolle Prozesse übertreffen schließlich immer Mikromanagement!
3. Stärkeres Wir-Gefühl
- Und auch das Wir-Gefühl wird gestärkt. Durch die Job-Rotation lernen sich gerade in Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeiter:innen Abteilungen völlig neu kennen, die sonst nur sporadisch miteinander zu tun haben. Damit verschafft ihr euch selbst die Chance, eure Teams untereinander zu vernetzen und so stets mit ganzheitlichem Ansatz auf Probleme zu blicken.
- Weil ein starkes Team immer bessere Ergebnisse einfährt als einzelne Personen.
4. Weitergabe von Know-how
- Wertvolles Wissen schlummert in jedem:jeder Mitarbeiter:in. Da bringt es aber nur begrenzt etwas, wenn es nicht geteilt wird. Und genau dafür öffnet die Job-Rotation Tür und Tor. Erfahrenere wie weniger erfahrenere Mitarbeiter:innen kommen fachliche ins Gespräch, vielleicht sogar in Diskussionen und erwecken so ganz neue Ideen und Vorgehensweisen zum Leben. Ein frischer Blick, der auch für euren Unternehmenserfolg großen Wert bieten kann.
5. Mehr Kreativität
- Zu guter Letzt: Nicht nur ein frischer Blick, sondern eben auch die gute, alte Kreativität. Oder habt ihr noch nie erlebt, wie schnell neue Ideen sprudeln, wenn man sich ins Gespräch mit anderen Perspektiven wagt? Durch die Job-Rotation werden Probleme aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachtet und Wissenslücken durch Wissen aus anderen Abteilungen geschlossen. Wenn das kein Vorteil ist?
Fazit
Das Prinzip der Job-Rotation bietet durchaus Raum für Kritik: Es ist aufwändig, anstrengend, teils unliebsam für sehr auf Routine bedachte Mitarbeiter:innen – aber eben trotzdem extrem wertvoll. Wenn es denn richtig umgesetzt wird.
Richtig umgesetzt werden kann es übrigens nur mit einem gewissen Mindestmaß an Motivation – weshalb ihr vor der Umsetzung unbedingt mit euren Mitarbeiter:innen über eure neue Idee sprechen solltet. Testet es mit denen, die es unbedingt wollen und beweist dadurch den anderen, dass es wirklich den Sinn und die Wirkung hat, von der ihr erzählt habt. Und dann rotiert regelmäßig und lasst euer Know-how kreisen!
Ihr wollt euren Mitarbeiter:innen etwas Gutes tun, wisst aber nicht, wo ihr anfangen sollt? Mit Benefits.me erhaltet ihr die besten Benefits für eure Mitarbeiter:innen!